ALT.SEIN
Das Franziskusheim in Fügen ist das Altersheim der Gemeinden des vorderen Zillertals: Bruck am Ziller, Fügen, Fügenberg, Hart im Zillertal, Ried im Zillertal, Schlitters, Strass im Zillertal und Uderns. ALT.SEIN. Kunst im öffentlichen Raum ist ein Gemeinschaftsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Franziskusheim und den acht Gemeinden.
Ingeborg Erhart
Dr.in Mag.a, Vizerektorin für Kunst und Lehre, Akademie der bildenden Künste Wien
Das Thema Altersheime wird gesellschaftlich immer relevanter. Bis zum Jahr 2050 wird die Gruppe der 75-Jährigen in Tirol um 232 Prozent zunehmen. (Tiroler Landeszeitung, Februar 2012). Die Fotos erzählen von den Menschen und dem Leben in einem Altersheim. Sie laden zur Auseinandersetzung mit dem Thema ein. Alter, Krankheit, Tod, Isolation, Selbstbestimmung, Sexualität, Würde, Kontrollverlust u.a. werden thematisiert.
ALT.SEIN. verfolgt das Ziel, unterschiedliche und räumlich getrennte Lebenswelten einander näher zu bringen. Es ist eine Interaktion zwischen den Bewohnern, den Mitarbeitern des Altersheims, der Bevölkerung des vorderen Zillertals und angrenzenden Inntals und den Besuchern. Es ist eine künstlerische Intervention im alltäglichen Raum der Menschen, eine räumliche und eine thematische Grenzüberschreitung.
Die Fotografien sind keine Dokumentation. Es sind Statements zu Menschen, Prozessen und Situationen. Die Arbeiten entstehen durch Mischen von Dokumentarischem, dem Reagieren auf Vorgefundenes, mit einer konzeptionellen Inszenierung, mal mehr mal weniger. Entstanden sind autonome Bilder die sich in ihrer Funktion und in ihrem Aufbau immer wieder Anleihen aus der Kunstgeschichte bedienen.
Im Juni 2013 wurden die Arbeiten, großformatige Fotografien mit 100×140 cm, im baulich zur Galerie adaptieren Franziskusheim gezeigt. Parallel werden 6 Sujets auf 8-Bogen-Plakaten in einer Außen-Ausstellung im vorderen Zillertal und angrenzenden Inntal gezeigt.
Das Altersheim als öffentlicher Ort wird zur Galerie. Das verstärkt die Interaktion ebenso wie die Auseinandersetzung mit den Arbeiten und Themen. Die Ausstellungsbesucher, die Altersheimbesucher, die Bewohner und die Mitarbeiter sind dazu eingeladen.
Die angrenzenden Gemeinden sind der Gegenpol zur Ausstellung im Altersheim. Die Fotos auf den Plakaten intervenieren in den Alltag der Bevölkerung der Gemeinden. Die Fotos sind die Irritation in einer strukturellen alltäglichen Routine des Gemeindelebens, in dem sie einen Teil dieses Gemeindelebens bewusst machen.